Saubermänner mit Schale

Warum Teichmuscheln von der Aabach-Talsperre im Bielefelder Obersee ein neues Zuhause finden

VON BIRGIT GUHLKE

Bielefeld. Der Obersee hat ein paar neue Bewohner. Tausende, um genau zu sein: Gestern ließen Marco Butzkies und seine Kollegen von Umweltamt und Umweltbetrieb am Südufer eimerweise Teichmuscheln ins Wasser. Die für eine gute Wasserqualität äußerst nützlichen Weichtiere sind ein Geschenk der Aabach-Talsperre. Und möglich gemacht hat das – ein Bielefelder.

Hartmut Späh ist dieser Bielefelder, der als Fischereiexperte und Sachverständiger viele Gewässer Deutschlands kennt. So auch die Aabachtalsperre, an der nun ein Vorlauf abgelassen worden war, wie Hans-Werner Ohse vom Umweltamt erzählt. Dabei seien tausende Teichmuscheln an die Oberfläche gekommen. Zu viele für eine Zwischenstation, um sie später wieder zurückzusetzen. Entsorgung und damit der Tod der Tiere sei nicht in Frage gekommen. Hartmut Späh wusste, dass im Obersee nach dessen Entschlammung eher Teichmuschel-Mangel herrscht und gab den Tipp für den Umzug nach Bielefeld – alles im Sinne des Artenschutzes. „Wir wollten eh wieder Muscheln in den See setzen“, erklärt Arnt Becker, Leiter der Abteilung Landschaft, Gewässer und Naturschutz beim Umweltamt. Da kam der Anruf von der Aabachtalsperre am Dienstag gerade recht.

Bei den Kollegen vom Umweltbetrieb fanden sich schnell fachkundige Helfer und das nötige Fahrzeug für den Transport. Die Kisten und Eimer „hat uns der Tierpark Olderdissen zur Verfügung gestellt“. Marco Butzkies setzte gestern Mittag die handteller-großen Muscheln in den See entlang des Südufers. Am Nordufer ist im Moment Baustelle – dort sind die Arbeiten für die Umleitung der Johannisbachaue in vollem Gang. Am Montag sollen dort die Arbeiten für die Bohlenreihen am Ufer beginnen, in etwa drei bis vier Wochen soll der Steg gebaut werden. „Wir hoffen, dass ab Oktober die Johannisbachaue rund um den See verläuft“, sagt Arnt Becker.

Und dann ist vielleicht auch schon klar, ob sich die Muscheln aus Bad Wünnenberg hier heimisch fühlen. Im Herbst beginnt die Fortpflanzungszeit, im Frühjahr könnten die Zwitter die ersten Larven abstoßen. Die Larven sind Parasiten und brauchen als Wirt einen Fisch, von dessen Haut sie sich ernähren. Erst wenn sie sich zu kleinen Muschelformen entwickelt haben, stoßen sie sich vom Wirt ab. Und können – wie die Großen – das Wasser des Obersees filtern und so seine Qualität verbessern.
 

Ab ins neue Heim: Marco Butzkies vom Umweltamt hat gestern eimerweise Teichmuscheln im Obersee ausgesetzt. Am Nordufer sind die Bagger am Werk für die Umleitung der Johannisbachaue.
FOTO: ANDREAS ZOBE